Schräglagen-Diskussionen ereifern sich (wen wundert’s?) schnell mal in „ich kann’s und du nicht!“
Das geht am Kern vollkommen vorbei -obwohl es natürlich stimmt. 🙂
Bei den nötigen Schräglagen -bitte nicht mit Schieflagen verwechseln- kommt’s in erster Linie auf die Reifenbreite und natürlich auf das Bike (Handlichkeit, Rahmengeometrie und elektronische Helfer etc), sowie die alles entscheidende Fahrtechnik an.
Merke:
Wer einen extrem schmalen Reifen bis auf Kante fährt, ist in Kurven vermutlich wirklich ziemlich schnell, das gilt bei breiten Reifen wie 190ern eindeutig nicht.
Bevor sich in unsachlichen Fahrtechnik-Diskussionen ergangen wird: ein paar Worte zur Funktionsweise der erforderlichen Schräglage.
Die meisten scheinen sich ja darin einig zu sein, dass das erstmal nix mit übertriebenem Speed zu tun hat. Dass es damit aber auch gerne mal doch zutun hat, na ja, darin sind sich letztlich auch alle einig (Besonders am Vorderrad).
Die Frage ist ja oft, ob Reifen auf Kante fahren nur Geprolle ist oder sich dahinter Sinn verbirgt. Sinn und Unsinn zu diskutieren ist aber ein anderer Stelle diskutiertes Thema (die Frommen?)
Dass Biken etwas ursprüngliches, archaisches ist, bejahen die meisten Biker. Wie das genau zu definieren ist, entscheidet jeder für sich. Ich hab mir mal die Mühe gemacht das auseinander zu dröseln:
Worin ich die eigentlichen Probleme sehe, sind die 2 oder 3 verschieden Biker-Seelen, die hier aufeinander treffen:
• die Erfahrenen, die genießen wollen ohne draufzugehen.
• die Erfahrenen, die genießen wollen und wissen, dass sie nicht draufgehen.
• die Unerfahrenen, die am Kabel ziehen und sich freuen, dass sie nicht draufgegangen sind
Natürlich gibt es auch noch jede Menge Überschneidungen.
Ich für meinen Teil finde es einfach genial, ein Motor getriebenes Zweirad flüssig zu bewegen. Da gehört viel Intuition und ein Navi -das einem den weiteren Kurvenverlauf anzeigt- dazu.
Dass man manchmal schneller ist als erlaubt -ok, kann passieren, ist aber nicht beabsichtigt.
Sich und/ oder andere gefährden? Ist nicht mein Ding. Deshalb ja auch: Intuition. I.wie weiß ich einfach, dass mir in der nächsten Kurve ’ne Harley auf der falschen Seite entgegen kommt, oder dass schon lange keine Langholzfuhre mehr die Kurve schnitt.
Deshalb auf Schräglage verzichten? Wieso das denn? Ich bleibe grundsätzlich am <äußerst> rechten Fahrbahnrand (außer natürlich in Schottland), Kurven schneiden ist mir im öffentlichen Verkehr ein Gräuel. Und genau am äußeren Fahrbahnrand, da zimmer ich so manche Schräglage hin -und deshalb hänge ich auch nicht im Gegenverkehr.
Leider zeigt meine jahrelange Beobachtung, dass gefühlte 90% der Verkehrsteilnehmer mehr oder weniger panische Beziehungen zum seitl. Fahrbahnrand pflegen.
Die eiern einem dann mehr oder weniger stark auf der falschen Seite entgegen. Und i.wie werd ich das Gefühl nicht los, dass das genau die Schräglagen-Hasser sind.
-Genau die, die denken, sie riskieren nix…
Mathematisch sollte bei 45°die Reifen-Kante erreicht sein. Ich schätze aber, dass je nach Art von Kurve und verzahntem Reifen die Kante schon um 40°befahren werden kann. Egal. Mal sehn, was man so weiß:
Reifen-Verzahnung bei kaltem und warmen Reifen:
So unterschiedlich kann Asphalt sein:
Rennstrecke
sowohl die großen als auch die winzigen Asphalt-Partikel sind rauh:
Landstrasse, gut
die großen Partikel sind glatt, die winzigen sind (noch) rauh:
Landstrasse, glatt
die großen Partikel sind rauh, die winzigen glatt:
Landstrasse, extrem glatt
sowohl die großen als auch die winzigen Asphalt-Partikel sind glatt:
Noch glätter (glatter?) ist nur noch Bitumen. Naja, nur noch ist die Untertreibung des Jahrhunderts. 🙁
Die Sohle/ Schuhgröße (Kontaktfläche) eines Motorradreifens auf Kante:
erstaunlich groß! 🙂
Flieh-, Seiten- und Schwerkräfte:
Erforderliche Schräglagen für gleiche Geschwindigkeit mit unterschiedlichen Reifenbreiten:
And last but not least:
Fahrtechnik, Schräglage uhuund Geschwindigkeit:
D)
Schon ernüchtend, dass 57° Schräglage ohne den geringsten Geschwindigkeitsvorteil gegenüber den unteren 46° bleiben.
E)
So krass der Hanging-Off auch aussieht, die Schräglage ist kleiner, als bei dem scheinbar zivileren Fahrstil unten. Natürlich ist klar, dass der HO wesentlich dezenter aussähe, würde E) nur so schnell fahren wie B). Noch Fragen? 🙂
Je ausgeprägter die Körperverlagerung zur Kurven-Innenseite (also auch schon mal so ein bisschen wie Hanging-Off), bedeutet dass bei vergleichbaren Geschwindigkeiten immer mit deutlich weniger Schräglage gefahren wird.
Wenn das mal kein Sicherheitsgewinn ist, wo doch jeder weiß, dass der Grip bei zunehmender Schräglage nicht gerade besser wird…
Natürlich ist ein richtiger HO in Kombination mit extremer Schräglage bei hohem Speed keine Option auf öffentlichen Straßen.
Nicht nur wg. zu hohem Speed. -Schnelle Ausweichreaktionen dauern naturgemäß länger, wenn zur anderen Seite geturnt werden muss.
Ein schnelles, heftiges Ausweichen, kann aber durch das Ausstellen des Knies in die rettende Richtung, sehr schnell positiv beeinflusst werden -selbst- oder gerade auch auf gerader Straße.
Wie gesagt, ein bisschen HO, dient schlicht dem sichereren Fahren. Und so ein bisschen fängt bei einem ausgestelltem Ellenbogen an, setzt sich über das ausgestellte Knie in Richtung innen verlagertem Po fort.
Insbesondere auf kritischen Strecken oder in ebensolchen Situationen ein gutes Gefühl.
Bild-Quellen:
Motorrad-Online
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