Ja, das trifft mehr oder weniger ins Gasgriff drehende Biker-Herz.
Isses ned so, dass wir der Existenz gegenüber -wenn überhaupt- bestenfalls marginalen Einfluss haben?
Wie berauschend zu erleben, dass (m)ein Plan (endlich) mal funktioniert?
Dass meiner Eitelkeit geschmeichelt, wenn ned sogar Liebe, Anerkennung und Wärme zu Teil wird?
Dass mir schier endlose Kräfte zur Verfügung stehen? Ich mich auf dem Gipfel des Glücks befinde?
Ja, es gibt Momente, in denen unsre Ohnmacht nem Gefühl von Macht weicht. Ich nenns „im Hier und Jetzt sein“.
Diese Augenblicke kennt vermutlich jedes Lebewesen, die (aller)meisten auf sehr bescheidenem, rücksichtsvollen Niveau.
Bei Menschen? Naja.
Da gibts das auch, doch nicht selten verknüpft mit dem bohrenden Wunsch, genau diese Momente zu zementieren, ein für alle mal festhalten zu wollen. -Schon klar, dass das nicht weniger als dem Wunsch nach Unsterblichkeit entspricht, Stolz und Vorurteil ist nicht mehr weit.
In eben diesem unsterblichen Bewusstsein lassen wir die Existenz gern gnadenlos mal nur um uns selbst rotieren.
„Ach, was bin ich denn auch für ein wahnsinnig wichtiger Mensch!“ –Mir kommen schon die Tränen der Ergriffenheit.
Und dann? -Kommts wie s kommen muss: ansich völlich normal bei Gipfeln, erst taumelste da ne Weile wie besinnungslos und blind rum, dann findste wie von allein den Weg ins Tal.
Und das ist bei Bikern anders?
Also erstmal: Biker sind Menschen, gell? Zwar unterscheiden die sich nicht groß, aber doch bissi.
Die einen haben das Zen beim biken entdeckt, überlassen sich dem Augenblick, setzen ihren ganzen Fokus auf das Situationsgerechte, pfeilen auf sauberer Linie wie von Geisterhand gesteuert…
…die anderen ziehen wie wild am Kabel (Synonym für Gas geben) um alle anderen aufzuschnupfen oder wenigstens dranzubleiben. Riskieren geflissentlich Kopf und Kragen, schneiden Kurven, bremsen falsch, eiern mit Vollgas umme Ecken -kurz, versuchen Dinge vorzugeben, die sie weder kennen noch können.
Schließlich steigen sie adrenalinschwanger vom bike, happy diesen Irrwitz überlebt zu haben und leiten daraus ihr wahrhaftig bestenfalls imaginär vorhandenes Können ab.
Prahlen schließlich nicht selten mit vermeintlichen Großtaten -ohne auch nur die geringste Ahnung, was sie da eigentlich verzapft haben.
So sind sie, die Feldherrn, die versuchen mit Gewalt und Macht der ganzen Existenz ihren -völlig im Nebel des Unbewussten liegenden- Willen aufzuzwingen: wer versucht Siege mit Gewalt zu erringen, hat schon verloren.
Klar, dass auch Zenbiker durch solch verantwortungslosen Täler bretterten. Bewusstsein fällt zwar vom Himmel, indes mer waaß ned wann, wieviel -unn schon gar ned wie langs vorhält:
„Ich weiß, dass ich weiß.
Doch ich vergesse.
Aber am Ende des Vergessens, erinnre ich mich.“
Richard Alpert aka Ram Dass
Dumm nur, dass mer das Ende des Vergessens ned willentlich herbeiführen kann.
Wieso? Ei, weil mers sonst ja ned vergesse hätt!
Es lebe der Versuch Paradoxen zu begreifen. Prost!
Ok, ok, bevor das jetzt alles wieder komplett ins völlig unbegreifbare abdriftet:
Macht.
Worin besteht Macht?
Macht kommt von machen. -Aha.
Also kein Hexenwerk?
-Naja. Hexenwerk wird auch gemacht oder?
Egal.
Die Macht des Zenbikers besteht gaaanz schlicht darin, weder Straße, Bike erst recht ned das eigene Können zu überstrapazieren:
Nicht mit Gewalt der Existenz Geheimnisse entreißen, dem Bauchgefühl vertrauen, konsequent innerhalb des individuellen Wohlfühlbereichs tummeln. -Eigentlich ganz einfach.
Und was ist, wenn der Vorausfahrende ne Schippe drauf legt und es anstrengend wird ihm zu folgen?
Na, was wird schon sein? Wenn Dranbleiben mit dem Bauchgefühl nicht in Einklang is, ei, dann lässt n ziehn. -So what!
Das ist alles wunderschee. Aber!
Ja. Ohne Aber und so…
Aber!
Kein Zenbiker ist rund um die Uhr im Fokus. Zenbiker unterliegen allen gängigen Ablenkungen -in nicht vorausgesehenen Augenblicken ham se plötzlich n Messer zwischen den Zähnen. Urgs.
Ja, des ist bleed, halt zutiefst menschlich.
Ein vielleicht seltner werdender, letzlich aber nie abreißender Kampf zwischen Macht und Ohnmacht.
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