Es geht um Methadon.
Ein massenhaft bewährtes Schmerzmittel, das im Zweiten Weltkrieg zur akut Schmerz-Versorgung Verletzter diente.
Das auf einer ziemlich simplen Mischung quasi in jeder Apotheke gemischt werden kann.
Das bis 1974 in Deutschland verschreibungsfähige d,l-Methadon und 1-Methadon verlor aber „plötzlich“ seine Zulassung.
Warum?
Es hätte einen Kosten verursachenden Wirksamkeitsnachweis für die Zulassung gebraucht. Da dies bei ausgelaufenen Patenten wirtschaftlich völlig uninteressant war, blieb er aus.
Zwar wurde 1994 eine teilweise Verschreibung wieder möglich, was aber seither ohne Zulassung erfolgt.
Jüngere Ärztegenerationen (Stand: 2021) hielten oder halten Methadon nach wie vor für ein Substitutionsmittel für Drogensüchtige und verschreiben ohne zu zögern Opioide.
Ok, so viel zum Thema Akzeptanz eines Schmerzmittels.
Was spricht denn jetzt für Methadon, dass es Opioide (unter Umständen) überflüssig macht?
Sowohl Methadon, als auch Opioide basieren auf einem vergleichbaren Wirkmechanismus. Opioide trüben im Gegensatz zu Methadon aber das Bewusstsein.
Beiden gemeinsam ist, dass es sich auf die Darmperistaltik, in der Folge also auf den Stuhlgang auswirken kann. Und das ist dann keine Kleinigkeit. Opioid induzierte Obstipation (OIC) lautet das Stichwort.
Zum Glück gibt es Mittel, die bestimmte Darm-Rezeptoren blockieren und so effektiv verhindern, dass Opioide andocken und so einer Verstopfung entgegen wirken. Und zwar ohne die schmerzlindernde Wirkung zu beeinträchtigen. Man spricht von peripher wirksamen µ-Opioid-Rezeptorantagonisten (PAMORA)
Also so:
Lässt sich die OIC nicht spätestens innerhalb 14 Tagen durch Ernährungsumstellung und oder Abführmittel beseitigen, führt an einem Mittel wie z.B. Naloxegol kein Weg vorbei.
Es ist ein fataler Fehler dies unberücksichtigt zu lassen, Verstopfung setzt die Lebensqualität massiv herab.
Dies betrifft gleichermaßen Opioide als auch Methadon.
Die nicht Bewusstsein trübende Wirkung von Methadon ist aber nicht der einzige Vorteil.
Methadon macht auch nicht süchtig.
Methadon wird i.d.R. oral verabreicht (Die Dosis liegt im Vergleich zur Heroin-Substitution etwa um den Faktor 1000 geringer)
Methadon ist billig.
So billig, dass nicht mal eine Zuzahlung (2021) zum Rezept gefordert wird.
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