Die lustige Seite am Tod

-Echt jetzt? Du findest den Tod lustig?
Kommt drauf an.
Wenn du natürlich nur denkst, du hast dann ausgekichert…

Was heißt, wenn ich dran denke? Genau das vermeidet mer doch tunlichst. Der Tod? Gehts noch?

Klar gehts. Und is ned so, dass keiner dran denkt. Schau dir mal die Filmindustrie an -da wird am laufenden Meter gekillt- was glaubst du? Ist das keine Auseinandersetzung mit der Endlichkeit?

Hey. Filmindustrie und Endlichkeit? Das ist ja wie Zuckerwasser in Aspik.

Und die ganzen Bücher, angefangen bei den -ach so harmlosen-Märchen, über Agathes Christan bis zu Einstein. Tod wird überall thematisiert.

Stimmt eigentlich. Jetzt wo du’s sachst. Aber irgendwie wird da ja überall fremdgestorben. Das betrifft doch nicht einen selber…

…nö, klar nicht. Könnste sonst nix drüber lesen oder glotzen. So lang du noch zuhören kannst, lebste noch.

Und was -the fuck- ist da jetzt so lustig dran?

Naja. Ist halt wie überall, hättste dies Thema überhaupt angefangen zu lesen, wenn ich da was grusligeres drüber geschrieben hätt?

Klar. Dein Mist les ich doch eh.

Danke. Also die lustige Seite am Sterben ist ja die, der mer mit seim‘ Verstand haarscharf grad noch so nachspüren kann:
Alles was so kreucht und fleucht, also Mensch und Tier, Blümmscher, Bäumsche und Ungeziefer -des lebt ja alles.
Und es tummelt sich hier ganz konkret aufm Erdboden. Kannste ja überall sehn.
Wenn mer mal nachts bissi in Himmel gucke kann, so ganz ohne Wölkchen, dann muss mer kein Einstein sein, um zu kapiern, dass unser Boden, so was is, wie das Holodeck vom Raumschiff Entenpreis. Mir flieche irjendwo hin, keiner steuert, keiner weiß woher unn wohin. Iss aber auch völlig Sternschnuppe. Des ganze Brimborium, da um uns rum, kann mer ohne zu lügen als Existenz bezeichnen.

Stimmt. Da gibts nen Haufen Zeug, aus dem die Existenz besteht. Jede Menge Einzelteile.

Jein.
Also ja, es gibt unendlich viele Teile. Und Nein, es ist absurd, die alle einzeln  kennen zu müssen. Also vergiss die Einzelteile und konzentrier dich aufs große Ganze, also den Überbegriff.

Hää? Überbegriff von unendlich vielen Einzelteilen?

Jep. Ich nenns Existenz. Beinhaltet simpel alles was es gibt.

Alles? Ich kenn doch nur ausschnittsweise mal hier mal da was -und Morgen fahr ich in Urlaub. Da seh ich wieder völlig neues! Hah!

Ja, hah!
Die Existenz existiert.
In allem.
In dem, was du kennst, was du kennen lernst und dem, was du im Kopp ned für möglich hältst und auch nie -oder zumindest ned in absehbaren Unendlichkeiten- kennenlernst.

Gehts noch bissi kleiner?

Ist doch schon der kleinste Blickwinkel. Alles ist Existenz. Da braucht mer ned jede Kleinigkeit beim Namen oder sonst wie kennen. Ist in diesem einen Begriff full included.

Ist das ned bissi zu simpel?

Ja. Ist echt simpel. Aber so schlau, wie unsereins ist, gehts nur mit mini Schrittchen in Richtung Durchblick.

Ok. Wenn ich’s so auf mich wirken lass, dann isses vlt. gar ned so simpel.

Ja, lass mal sacken.
Und dann hätt ich da noch einen.

War ja klar. Simpel allein reicht ned!

Du sagst es: Simpel allein.
Simpel heißt: einfach. Alles in ein Fach packen? In Anbetracht des Universums, ganz schee groß, das Fach.
Egal.
Allein. -Lass dir das mal auf der Zunge zergehen.

Allein? Allein sein? Einsam?

Ja. Aber was ist denn die Wortbedeutung? Allein heiß All ein, also Alles eins, oder?

Also wer so für sich in seiner Ecke hockt und Trübsal bläst, ist gar ned allein?

Mer nennts gern so. -Und stimmt ja auch.
Aber genau das isses, was einem dann eher gar ned bewusst ist.
Wir vermischen einfach unfassbar oft Wortsinne mit kritik- und gedankenlos aufgesogenen Begriffen.
-Kommt von der Erziehung. Da wird -auf Deibel komm raus- weitergegeben, was selbst nie hinterfragt oder überdacht wurde -und die Kinners saugen’s sich dann in ihre leeren Kekse. -Was sollen se auch machen? Bekommen ja nix anderes aufgetischt.

Wenn ich die letzten Worte so wirken lass…
Geb ich zu, einige, wenn mer se paar mal wiederholt ausspricht, schon anders verstehen kann.
Z.B. ‚überdacht‘ oder ‚aufgetischt‘.
Da scheint irgendwie ein Denk-Dach drüber zu kommen. Oder es wird was zur genaueren Betrachtung auf den Tisch gepackt?

So oder so ähnlich. -Tatsächlich gibt es aber noch weiteren Input:
Nämlich das, was zwischen den Zeilen steht und natürlich die Betonung der Worte, wenn se laut ausgesprochen werden.

Was bissi schwierig is, wenn mers liest!

Ja. Aber selbst wenn de nur liest, du hörst dabei ja deiner eigenen inneren Stimme zu. Und die betont sehr wohl.

Jetzt, wo du’s sagst!

Das Problem dabei ist…

Ja. Ohne Probleme gehz ned, gell?

Das Problem dabei ist, dass sich die Betonung des Gelesenen, unweigerlich an deinen individuellen Sprech- und Hör-Erfahrungen orientiert. Jedenfalls, wenn du mich kaum kennst und schlicht nur deine eigene Akzentuierung anwendest.

Ah! Da ich dich halbwegs kenn‘ -auch deine Betonungen- bin ich ned der Bleedeste, um dein‘ Kram zu kapiern.

So kannste es sagen. Wissen tust s trotzdem ned. Selbst die Kriponalolizei rät -rat mit! Der Sinn des Lebens konnte bislang nirgends dingfest gemacht werden -aber die Suche läuft. Die Hoffnung liegt wie immer auf Kommissar Zufall….

Klar. Du immer mit deinen doofen Witzen!

Sorry, bissi Spaß muss sein bei der Leich, sonst geht keiner mit -hat meine Tante mal gesagt.

Stimmt. Fehlt noch der Bier Ernst, oder hieß der Ernst Cola?

Wie auch immer.
Wenn also die Existenz unendlich viel Gedöns beinhaltet -wobei der Begriff unendlich, relativ leicht, wie auch relativ schwer vorstellbar ist- dann biegt früher oder später, dieses Paradoxon ums Eck, grüßt kurz -und noch eh du was sagen kannst, isses auch schon wieder weg.

Para-was?

Doxon -Paradoxon.

olls klor?

Eigentlich denkste: is klar, aber dann merkste, dasses doch ned klar is -und im nächsten Moment isses dann doch wieder klar.
Angeblich kann die Paradoxen-Reflexion im besten Fall die Widersprüche auflösen.
-Ist natürlich der Widerspruch in sich, gell?
Weil ein Paradoxon kannste ned auflösen, weil, sonst wärs ja keins! Also dann sei ab jetzt gefälligst spontan. -Soll die beste Voraussetzung sein Paradoxen zu lösen.

Du meine Güte! Und ich dachte, es geht mal ohne Hirnschmalz!

Dass ja der Witz. Hirnschmalz stört im Grunde nur. So wie Ohrschmalz.
Also Para hin oder her. Die Existenz umfasst stumpf alles -klingt weniger kompliziert, als Unendlichkeit.
Wenn aber Alles Alles ist, dann…

Ist ‚Alles eins‘?

Jep. Würd schon sagen, das ist genau das Lustige. Soweit kommt unser morsches Gehirn dann doch irgendwie mit. -Paradoxen mal außen vor.

Und was den Tod angeht?

Ja, das ist doch dann so, wenn du irgendwo ums Eck biegst, wo du garantiert noch nie zuvor warst, dann ist…

…da die Existenz?

Ja. Was auch sonst. Is ja immer und überall, oder?

Aber hieße das ned, dass mer der Existenz nix neues hinzufügen kann?

Weils eh schon existiert! Genau. Mir als Popel in der Nase der Existenz, mags schon so vorkommen, als wär dies und das was neues. Aber wenn sich die Existenz die Nase putzt und ich mich bei den ganzen andern Popeln wieder find, dann scheints ned weit her zu sein, mit meinem Neuen.

Also wenn mer der Existenz nix hinzufügen kann…

Dann -Tätäää- kannste ihr auch nix entreißen.

Dann wär der Tod nur Teil -äh ich mein das Ganze? -Hähh?

Wenn die Existenz alle Teile beinhaltet, dann sind alle Teile eins, All eins, daher ist der Tod nix, was zu fürchten wär. -Weil ja nur das Existenz-Paradoxon existiert, gell?

Ich denk mich laust n Elch.

Kann schon sein -warum auch ned? Das lustige ist…

…alles ist eins, kein Grund irgendwas -erst recht ned den Tod- zu fürchten!

Wenn das mal kein Grund zur Freude ist!

Genau. Dann bin ich du und du bist ich und wir beide n Flasch Bier.

Könnt mer sagen. -Aber als Einleitung wärs vielleicht bissi missverständlich gewesen und als Schlusswort…

…bissi profan -aber was heißt das schon, wo Alles eins ist? Profanität ist völlich okay, oder?

Wird völlich unterbewertet

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